Fachtag Cannabis 2024
In diesem (fach-)öffentlichen Diskurs wäre es hilfreich, über evidenz- und faktenbasierte Orientierungen in der sogenannten Legalisierungsdebatte zu verfügen. Folglich interessiert uns zentral die Frage, ob die Politik auf der Basis von Fakten – oder von Hoffnungen plant. Gibt es überhaupt Forschungsergebnisse, die eindeutig dieses oder jenes Konzept stützen können? Als sicher gilt, dass Fachkräfte der Suchthilfe bald schon in einer veränderten gesundheits- und ordnungspolitischen Landschaft tätig sein werden. Sie stehen bereits heute vor der Aufgabe, ihre Angebote und Konzepte an neue Entwicklungen und Rahmenbedingungen anzupassen. Diese und andere Fragen und Herausforderungen werden wir auf einem Fachtag erörtern.
Donnerstag, 15.02.2024 - 09:30 – 16:30 Uhr - Haus am Dom, Frankfurt
Als Teilnehmerinnen und Teilnehmer laden wir ein:
- Fachkräfte aus der Suchthilfe-Praxis
- Verantwortliche aus Politik und Verwaltung
- Engagierte aus Hochschulen, Parteien und mit dem Thema befassten Institutionen
Der Fachtag wird eröffnet mit Grußworten von Dr. Artur Schroers, Leiter des Drogenreferats der Stadt Frankfurt am Main, und Cetin Upcin, Fachbereichsleitung Suchthilfe Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. (JJ)
Moderation: Werner Heinz, ehemals Leitung Suchthilfezentrum Bleichstraße
Vorträge
Dr. Jens Kalke (Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, Hamburg)
Internationaler Forschungsstand zu den Abgabe-Modalitäten und Auswirkungen der Cannabis-Legalisierung
Ergebnisse aus zwei systematischen Literaturanalysen über die Wirkungen der Cannabis-Legalisierung in verschiedenen US-Bundesstaaten, Kanada und Uruguay werden berichtet. Untersucht wurden Abgabemodalitäten (z. B. Art der Abgabestelle, Werbung) sowie die generellen Wirkungen der Legalisierung (z. B. Konsumprävalenzen/-probleme, Notfallaufnahmen etc.). Der internationale Forschungsstand wird mit dem bundesdeutschen Weg der Cannabis-Legalisierung (Cannabis-Clubs, Eigenanbau) abgeglichen.
Ulrich Claussen (Psychologischer Psychotherapeut)
Die neue S3-Leitlinie zur Behandlung cannabisbezogener Störungen. Ideen zur Umsetzung der Leitlinie in der Suchthilfe.
Was ist eine S3-Leitlinie, wie entsteht sie und was sind die Inhalte der neuen S3-Leitlinie zur Behandlung cannabisbezogener Störungen? Was sagt sie aus und wo sind ihre Grenzen. Und vor allem: Wie kommen die Inhalte einer Leitlinie in die Praxis der Suchthilfe? Hierzu sollen Ideen präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.
Luisa Heinecker (Fachstelle für Suchtprävention im Main-Taunus-Kreis)
Suchtprävention im Fokus
Suchtprävention ist im Rahmen der Legalisierungsdebatte in aller Munde. Aber was braucht es zukünftig seitens der Prävention und welche Rolle kann sie unter den Legalisierungsbedingungen spielen?
Stephan Hirsch (Caritas Suchthilfe – CaSu)
Jugendschutz braucht Prävention.
Wenn die kontrollierte Freigabe von Cannabis rund 4,7 Mrd. Euro Steuereinnahmen bringen soll, wie vom Deutschen Hanfverband geschätzt, dann sollten davon 5 Prozent in die Präventionsarbeit der Suchthilfe fließen. So fordert es die Caritas Suchthilfe.
Tatsächlich wurden im Bundeshaushalt die Mittel für Suchtprävention um vier Millionen Euro gekürzt. Auch hier lohnt sich der genaue Blick.
Workshops
1. Dr. Bettina Fehlings, Bundeskriminalamt, und Dr. Jens Kalke
Selbststeuerung – Regulierung – Kontrolle: Cannabis-Politik bleibt eine Herausforderung
Wird die Cannabis-Legalisierung wesentliche Effekte auf die Kriminalitätsbelastung von Konsumierenden sowie auf die Strukturen des Schwarzmarktes und der Organisierten Kriminalität erzielen? Welche Bedeutung haben die unerwünschten Folgen der Drogenprohibition – und welche Strategien erscheinen sinnvoll aus Sicht der Kriminalpolitik? Gibt es faktenbasierte Einschätzungen zu diesen Fragen?
2. Sebastian Messer (Leitung Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe im Hochtaunuskreis)
„Realitäts-Check“ – Cannabis-Konsummuster und -Konsumfolgen aus Sicht der Suchtberatung
In der öffentlichen Legalisierungsdebatte wird häufig ein Bild von mündigen, erwachsenen Bürgern gezeichnet, welche „zu Genusszwecken“ die „weiche Droge“ Cannabis konsumieren. In der Suchtberatung lernen wir gänzlich andere Konsumierende kennen: Konsumbeginn in der frühen Adoleszenz, schnelle Dosissteigerung, Entgrenzung des Konsums, psychische Begleiterkrankungen und soziale Isolation. Auf der Grundlage der im Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. dokumentierten Klientel- und Betreuungsdaten geben wir einen Einblick in zentrale Themen und Anforderungen der Arbeit mit Cannabiskonsumierenden und deren Angehörigen. Mögliche Veränderungen unserer Arbeit durch die neue Gesetzesgrundlage werden diskutiert.
3. Sabine John und David Schneider (Qualitätsmanagement und Evaluation, JJ)
Neue Herausforderungen für das Qualitätsmanagement
Die geplanten Gesetzesänderungen werden auch die Organisations- und Qualitätsentwicklung von Suchthilfe-Einrichtungen tangieren: insbesondere die Entwicklung von Angeboten, die Zugänge zur Klientel, die Qualifizierung von Fachkräften und die Weiterentwicklung der Prävention. Am Beispiel des Qualitätsmanagements von JJ wird dargestellt, wie ein Suchthilfeträger sich auf die Gesetzesänderungen vorbereitet.
4. Linda Uhl (Fachstelle für Suchtprävention im Hochtaunuskreis),
Rebecca Wilhelm (Projektkoordinatorin HaLT und FreD für den Hochtaunuskreis)
Arbeit mit konsumierenden Jugendlichen
Die Wichtigkeit, riskant konsumierende Jugendliche frühzeitig zu erreichen, ist unumstritten.
Meist ist der Zugang der Betroffenen zum Hilfesystem jedoch nicht gänzlich freiwillig, sondern extern motiviert. Es soll daher gemeinsam betrachtet werden, welche Ansätze und Methoden es in der Arbeit mit diesen Jugendlichen braucht und wie ihnen auch zukünftig frühzeitig geholfen werden kann.
Abschlussvortrag
Dr. Peter Tossmann (ehemals Geschäftsführer delphi-Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung)
Verbieten – Legalisieren – Vorbeugen
Keynotes zu einem Jahrzehnte alten Diskurs
Anmeldung und Kontakt: fachtag-cannabis@jj-ev.de
Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, welche der vier Workshops Sie prioritär besuchen wollen (jeweils Prioritäten 1 und 2). Die Anzahl der Teilnehmenden pro Workshop ist begrenzt, die Zuteilung erfolgt nach Reihenfolge der Anmeldung.
Anmeldefrist: 15.01.2024
Teilnahmegebühr: 50 Euro - Für Verpflegung ist gesorgt.
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